
CPU, PCB und SoC – GPU, SoM, was ist das denn?!​
joy of engineering blog
Themen-Bereich: System on Chip (SoC), System on Module (SoM)
Author: Simon Honegger
Quelle: ezurio
CPU, PCB und SoC – GPU, SoM, was ist das denn?!​
MFG – mit freundlichen Grüssen; in der heutigen Welt der Elektronik muss man aufpassen, dass es einem nicht schwindelig wird vor lauter Abkürzungen. CPU und GPU dürften vielen noch Begriffe sein – aber was ist ein SoC oder ein SoM?
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Lüften wir den Vorhang der Nacht
Die «sichtbaren» Computer, die wir täglich verwenden – PCs Notebooks, Smartphones, Tablets, ... – sind uns einigermassen vertraut. Die meisten Computer zeigen sich jedoch nicht so offensichtlich oder verstecken sich sogar ganz vor unseren Augen – Kaffeemaschine, elektrische Zahnbürste, im Auto oder in einer Drohne, … – die Liste kann man beliebig erweitern. Hier sprechen wir von sogenannten eingebetteten (embedded) Computern oder Systemen. Wo der Heim-PC einen Generalisten darstellt, der mit möglichst vielen Anschlüssen und Schnittstellen für Bildschirm, Tastatur, Drucker, etc. flexibel eine Vielfalt an Bedürfnissen abdecken kann, handelt es sich bei eingebetteten Systemen oft um Elektronik und Software, die massgeschneidert ganz spezifische Aufgaben bewältigen soll.
System on Chip (SoC) & System on Module (SoM)
Der Entwickler im industriellen Bereich steht nun oft vor dem folgenden Dilemma:
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Einen herkömmlichen «PC» verwenden, um die Aufgabe zu lösen?
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Überflüssige Schnittstellen und Funktionalitäten
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Wiederum fehlende spezifische Funktionen
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Grösse
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Hohe Kosten
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Einen massgeschneiderten Computer für die Anwendung entwickeln?
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Hoher Aufwand
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Komplexität
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Lange Entwicklungszeit und hohe Kosten
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Was, wenn es wie bei einem Fertiggericht einen «Fertig-Computer» gäbe, den man nur noch «aufwärmen und anrichten» muss, und den man nach seinem Gusto «würzen und mit Zutaten ergänzen» könnte? Hier kommen nun das System on Module (SoM) und das System on Chip (SoC) zum Zuge! Dabei handelt es sich ganz salopp gesagt um die minimalen und absolut notwendigen Funktionalitäten, die jeder Computer benötigt, untergebracht auf einem kleinen Modul oder für eine noch höhere Integration sogar auf einem Chip.
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Zentrale Recheneinheit (Central Processing Unit)
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Grafik-Chip (Graphics Processing Unit)
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Flüchtiger Speicher (SDRAM)
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Nichtflüchtiger Speicher (FLASH)
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Stromversorgungs-IC (Power Management ICs)
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Kommunikationsschnittstellen
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PCI & PCIe => Netzwerkkarten, Modems, Grafik- & Soundkarten, …
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Ethernet, USB => Netzwerk, Kommunikation, …
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HDMI, LVDS => Multimedia, Bildschirm, Kamera, …
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UART, I2C, SPI => Drucker, Sensoren, weitere Peripheriegeräte, …
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Mehrzweck Ein- & Ausgänge (General Purpose IOs)
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Eingabetasten, LEDs, Steuersignale für Module, Karten & ICs, …
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Modernere oder spezialisiertere SoMs können sogar schon drahtlose Kommunikationsmodule mit Wi-Fi, Bluetooth, GSM oder GNSS enthalten, um IoT-fähige Anwendungen zu ermöglichen
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Die embedded Welt liegt uns zu Füssen…
​Als Entwickler muss man nun nicht mehr bei jeder Anwendung auf der grünen Wiese beginnen und den Computer selbst zusammenzimmern. Man kann zurückgreifen auf einen quasi hochkonzentrierten Computer auf Modul- oder sogar Chip-Basis. Wo SoCs hauptsächlich in höchst integrierten Anwendungen mit riesigen Volumen wie z.B. Smartphones und Tablets zum Einsatz kommen, sind SoMs zwar ein bisschen grösser, bieten jedoch eine grosse Vielfalt an und weisen eine enorme Flexibilität bezüglich Anwendung und Skalierbarkeit auf. Die Module sind häufig in derselben Form wie steckbare Speicherkarten (DDR3, DDR4) mit Goldfingerkontakten ausgeführt. Diese können nun nahtlos via einem konventionellen 260-pin SO-DIMM Sockel in das sogenannte «Carrier Board» integriert werden, auf welchem der Entwickler nur noch die anwendungsspezifischen Funktionalitäten und Schnittstellen implementieren muss. Andere gängige Formate lassen sich über MXM oder weitere standardisierte Board-to-Board Stecker integrieren.​​​
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SOM für 260-pin (DDR4) SO-DIMM Connector
…warum stehen wir drauf?
Vorteile von SoM in Embedded-Anwendungen:
Verkürzte Markteinführungszeit:
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Der zeitaufwändige Prozess, eine kundenspezifische Hardware entwerfen und testen zu müssen, entfällt durch das Verwenden eines vorgetesteten, teilweise sogar vorzertifizierten und sofort einsatzbereiten Rechnerkerns
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Fokus direkt auf die anwendungsspezifischen Aspekte bei der Produktentwicklung
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Reduziertes Risiko von Hardware-Kompatibilitätsproblemen, da kritische Bauteile bereits integriert und validiert sind
Kosteneffizienz:
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Das Entwickeln einer kundenspezifischen Rechnerarchitektur und Hardware ist komplex, benötigt fundiertes Fachwissen und ist daher sehr kostenintensiv
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Mit einem SoM lässt sich dieser Aufwand beträchtlich reduzieren – viele Anbieter stellen überdies detaillierte «Product Design Guides» zur Verfügung, die einen bei der Umsetzung der Funktionalitäten und Schnittstellen unterstützen
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Dank grosser Stückzahlen profitiert man auch von deutlich niedrigeren Stückpreisen, als wenn man eine rein kundenspezifische Hardware nur für eine kleinere oder mittelgrosse Serie produzieren lässt
Design-Flexibilität und Skalierbarkeit:
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Hohe Design-Flexibilität
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Einsatz in verschiedensten Produkten, Produktvarianten und Anwendungsbereichen
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Anpassungsfähig an die verschiedensten Marktbedürfnisse und (Weiter-)Entwicklungen in der Technologie
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Schnelle und einfache Skalierbarkeit
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Dank standardisierter Formfaktoren lässt sich ein Produkt spielend einfach aufrüsten. Mehr Rechenpower benötigt? Einfach ein leistungsstärkeres Modul einsetzen, ohne dass am restlichen System / Carrier Board etwas angefasst werden muss
Verlässlichkeit und Qualitätssicherung:
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Getestete Plattformen, die nach strengen industriellen Standards entwickelt und hergestellt werden
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Hohe Zuverlässigkeit und Performance – minimierte Entwicklungsrisiken
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Langfristiger Support für Produkte, einschliesslich Dokumentation, Entwicklungs-Kits & -Tools sowie Software-Updates
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Dies unterstützt den Lebenszyklus des Endprodukts, auch wenn einzelne Komponenten veraltet sein können
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So kann das Spiel beginnen
Egal wo man hinschaut, eingebettete Systeme sind längst Teil unseres Alltags. Mit SoC und SoM wird ihre Entwicklung heute viel einfacher: Statt alles von Grund auf neu zu bauen, greifen Entwickler auf kompakte, fertig getestete Module zurück, die sich flexibel an jede Anwendung anpassen lassen. Das spart Zeit, Geld und Nerven – und eröffnet gleichzeitig neue Möglichkeiten für kreative und effiziente Lösungen.
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Kurz gesagt: SoCs und SoMs machen aus komplexer Technik clevere, handliche Systeme und bringen so die smarte Elektronik von morgen schon heute in unsere Alltagsgeräte.
